Lamspringe (ac). „Ist Dir bewusst, dass Du bei deiner Antwort eben mit deiner Kette gespielt hast?", fragt Norbert E. Herold. Finja reagiert verlegen: „Das mache ich immer so", sagt sie. Herold erklärt ihr, dass dieses ein Zeichen von Unsicherheit ist. In einem Bewerbungsgespräch würde das keinen guten Eindruck machen, auch wenn Nervosität da verständlich sei. Gemeinsam mit Kollegen des Unternehmens JUMP! ist Herold erstmals in die Oberschule Lamspringe gekommen. um die Schüler der zehnten Klassen auf Bewerbungs- und ähnliche Situationen vorzubereiten.

Jetzt wissen sie, wie es geht

Beim „Berufe raten“ zeigt Finja ihren Mitschülern, dass man sich auch ohne Sprache, dafür aber mit viel Mimik und gestik ausdrücken kann.

JUMP! ist ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort, ein sogenanntes Akronym, aus dem Englischen von „ just more professionally!“, also „einfach etwas professioneller!“ JUMP! steht für die Idee, Jugendlichen bei der Berufsorientierung etwas „auf die Sprünge“ zu helfen. „Unsere Seminare bieten Informationen aus der täglichen Arbeit von Personen, die Bewerbungen lesen, bewerten und darüber entscheiden, welcher Bewerber warum eingeladen wird. Oder kurz gesagt: Aus der Praxis für die Praxis!“, skizziert Herold sein Aufgabenfeld.

In der Klasse 10b beginnt das Seminar zur „Kommunikation und Selbstpräsentation im Bewerbungsprozess“ mit Äußerungen der Schüler zu ihren Hobbys und schönsten Erlebnissen. lm Vergleich der verschiedenen Beiträge wird allen schnell klar, dass es nicht nur auf deutlich gesprochene Worte ankommt, sondern auch auf Betonung, Mimik und Gestik. „Es ist wichtig“, erkennt Finja, „dass man nicht auf den Boden guckt, sondern Blickkontakt sucht, gerade bei Bewerbungsgesprächen.“ Um das zu trainieren, nutzt Seminarleiter Herold auch Übungen ohne Sprache.

Beim „Berufe raten“ sind alle Zehntklässler motiviert bei der Sache, es melden sich genügend Freiwillige, um einen Beruf darzustellen. Ebenso wichtig wie die eigene Präsentation ist im Berufsleben, so Herold, aber auch die Fähigkeit, mit anderen gemeinsam an Problemlösungen zu arbeiten. In Gruppenarbeit sollen die Teilnehmer daher aus DIN-A4-Blättern einen möglichst hohen „Turmbau zu Lamspringe“ erstellen.

So wechseln im Lauf der insgesamt fünf Unterrichtsstunden Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit immer wieder ab. Zum Abschluss stellen die Schüler sich selbst vor und zeigen, dass sie schon viele Anregungen aufgenommen haben. Genau wie Herold zeigte sich auch Klassenlehrerin Kathrin Bauermeister anschließend voll des Lobes über ihre Schüler. „Sie haben sich auf das Seminar gefreut, weil es Situationen thematisiert, die schon in Kürze auf sie zukommen“, so die Lehrerin.

Auch Finja findet, dass sich das Seminar gelohnt hat. „Mir fällt es jetzt leichter frei zu sprechen, weil ich weiß, worauf es ankommt. Und meine Kette lasse ich in Zukunft auch in Ruhe“, sagt die 16-Jährige und lacht.